LafargeHolcim bleibt in der Verantwortung für die Kinderarbeit

03.05.2017

Bern, 3. Mai 2017 – Über zehn Jahre lang kauften LafargeHolcim und seine Zulieferer in Uganda Rohstoffe aus kleinen Steinbrüchen, in denen auch Kinder und Jugendliche arbeiteten. Geschätzt 150 junge Menschen waren zuletzt betroffen. Das belegt eine Studie von HEKS und Twerwaneho Listeners‘ Club (TLC) in Uganda. Nun sind die Kinder und Jugendlichen arbeitslos. HEKS und Fastenaktion fordern den Konzern LafargeHolcim auf, seine Verantwortung wahrzunehmen, damit diese „vergessenen Kinder“ wieder zur Schule gehen können oder eine Berufsausbildung erhalten. Der Fall zeigt exemplarisch, dass die Schweiz die Sorgfaltspflicht von Unternehmen endlich gesetzlich regeln muss.

Mehr als zehn Jahre hat Hima Cement, eine Tochterfirma von LafargeHolcim in Uganda, von der Arbeit der Kinder und Jugendlichen profitiert. Sie waren günstige Arbeitskräfte im handwerklichen Abbau von Pozzolan. Hima Cement und ihre Zulieferer bezogen diesen Zusatzstoff für Zement von Kleinschürfern, von mechanisierten Steinbrüchen oder von Transportfirmen, die an den unterschiedlichsten Orten einkaufen. Erst als der Skandal zur Kinderarbeit in der Lieferkette von Hima Cement publik wurde, reagierte der Konzern LafargeHolcim. Seit Januar 2017 kauft er den Rohstoff nicht mehr aus handwerklichem Abbau, sondern nur noch aus mechanisierten Steinbrüchen, die einzig erwachsene Arbeitskräfte beschäftigen. Die Folge: Viele Kleinschürfer verloren von einem Tag auf den andern Arbeit und damit Verdienst.

LafargeHolcim trägt noch immer Verantwortung

«Der Entscheid hat Folgen, und dafür trägt LafargeHolcim auch Verantwortung», sagt Yvan Maillard Ardenti, Fachperson Unternehmen und Menschenrechte bei HEKS. «Jahrelang hat der Zementkonzern Profit auf Kosten von Kindern und Jugendlichen erwirtschaftet. Diese haben dafür die Schule vernachlässigt oder keine Ausbildung erhalten». Darum fordern HEKS und Fastenaktion von LafargeHolcim und den Lieferanten vor Ort, dass sie Programme für die früheren Kinderarbeiter einführen, damit sie wieder in die Schule gehen können oder eine Berufsausbildung erhalten.

«Der Konzern soll die jungen Menschen unterstützen, damit sie fehlende Schuljahre und Ausbildungen nachholen können», sagt Maillard Ardenti. Sonst wirke das schnelle Ende der Einkäufe in Steinbrüchen mit Kinderarbeit wie ein blosser Schachzug, mit dem sich der Konzern aus seiner Verantwortung stehle. «Der Konzern darf nicht nur Massnahmen zur Verminderung des Reputationsrisikos für sich treffen, sondern muss den Wechsel zu Steinbrüchen ohne Kinderarbeit mit seinen Folgen auffangen. Das gehört zu seiner Sorgfaltspflicht, so wie dies die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Uno (UNGP) verlangen.»

Auch die Schweizer Politik ist gefordert

Aber auch die Schweizer Politik muss handeln, fordern HEKS und Fastenaktion aufgrund der der Ergebnisse der Untersuchung. Es braucht Bestimmungen für die Konzerne, damit diese über ihre ganze Lieferkette hinweg prüfen, ob das weltweit anerkannte Verbot von Kinderarbeit tatsächlich eingehalten wird. «Der Fall LafargeHolcim ist nur die Spitze des Eisbergs. Vor der Herausforderung, Kinderarbeit auszuschliessen, stehen die meisten grossen Schweizer Unternehmen», erläutert Yvan Maillard Ardenti. Freiwillige Schritte oder Vereinbarungen der Konzerne, wie sie der Bundesrat in seinem kürzlich veröffentlichten Bericht zu Kinderarbeit umriss, genügen nicht.

Das verdeutlicht der Fall LafargeHolcim in Uganda: Die Sorgfaltspflicht der Konzerne muss grundsätzlich gesetzlich geregelt werden. Nötig sind Vorschriften, wie sie die Konzernverantwortungsinitiative für die Schweiz und die kürzlich verabschiedeten Gesetze in Frankreich und den Niederlanden vorsehen.

Gravierende gesundheitliche Folgen und fehlende Ausbildung

Die Arbeit in den Steinbrüchen hat für die Kinder und Jugendlichen gravierende gesundheitliche Folgen. Das belegen die Aussagen in der Untersuchung von HEKS und ihrer Partnerorganisation TLC. «Die Arbeit ist riskant und ermüdend. Die Puzzolan-Steine sind schwer, 10 bis 15 Kilogramm und mehr», sagt ein 16-Jähriger, der in einem der vielen kleinen Steinbrüche in der Region Harugongo geschuftet hat. Ein 12-Jähriger fügt im Gespräch mit TLC an: «Oft habe ich im ganzen Körper Schmerzen. Einmal brach ich die Hand. Die Behandlung musste mein Vater bezahlen.»

Die Studie deckt den Zeitraum März bis November 2016 ab. Aussagen der 54 befragten Kleinschürfer und Lastwagenfahrer, Behördenvertretern und lokalen Landbesitzern weisen aber darauf hin, dass diese Kinderarbeit bis in die frühen 2000-er Jahre zurückreicht. Eine grosse Anzahl an Kindern hat also ihre Ausbildung vernachlässigt und ihre Gesundheit gefährdet, um in den Steinbrüchen etwas Geld zu verdienen.

Auskunft: Yvan Maillard Ardenti, HEKS, +41 079 489 38 24 oder maillard@bfa-ppp.ch

Informationen und Bilder: www.sehen-und-handeln.ch/medien

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