Kommentar

Wieviel bringt das neue Regelwerk zum Klimaschutz?

17.12.2018

Nach der Euphorie, die in Paris 2015 geherrscht hat, ist man in den Verhandlungsräumen der COP 24 wieder im Alltagsgeschäft angekommen. Im polnischen Katowice wurde ein Regelbuch gegen die Klimaerwärmung verabschiedet. Doch wieviel taugt es?

Es ist ein Seilziehen zwischen Ländergruppen um Formulierungen und einzelne Worte: ob man Standards einhalten «muss», «soll» oder «sollte» können sich die Delegierten ihrer Regierungen wochenlang verhandeln. Nun wurde erreicht, dass ein Regelbuch – das Rule Book – verabschiedet werden konnte.

 

Es definiert, wie das Pariser Klimaabkommen von 2015 im Alltag umgesetzt werden soll. Zum Beispiel werden die Messgrössen der Berichterstattung über die nationalen Klimaziele konkretisiert. Nur so sind die Ergebnisse vergleichbar. Trotz dem Erfolg nach aussen: Nicht in allen Bereichen wurde Einigung erzielt, die Weiterverhandlungen dauern an. Dabei muss das eigentliche Ziel der Bemühungen nicht eine Diskussion um Regeln sein, sondern um Ambitionen. Mit den heute gemachten Versprechen zum Klimaschutz steuert die Welt weiterhin auf eine Klimaerwärmung von 3 Grad zu.

 

Gemäss dem grössten wissenschaftlichen Gremium der Geschichte der Menschheit, dem International Panel on Climate Change (IPCC), sind die damit verbundenen Risiken enorm. Im Klimasystem gibt es sogenannte «Kipp-Punkte». Sind diese überschritten, werden Prozesse ausgelöst, die sich selber verstärken – und was noch verheerender ist: nicht zu stoppen sind. Ein Beispiel dafür ist die riesige Fläche an gefrorenen Sumpfgebieten in Sibirien: erreicht die Erderwärmung einen bestimmten Punkt (den man nicht genau voraussehen kann), beginnt der gefrorene Sumpfboden zu tauen. Im Eis gefangenes Methan wird frei. Methan hat die rund 10fache Wirkung von CO2 auf die Klimaerwärmung. Noch mehr Sumpfgebiet wird auftauen und noch mehr Methan ausstossen.

 

Aus Sicht der Fastenaktion zeigt sich vor allem eines: Wir kommen niemals so schnell voran, wie wir es tun müssten, um die Erderwärmung bei 1.5 Grad zu begrenzen. Auch ein Regelbuch kann das nicht ändern, sondern nur konkrete Zusagen und dem politischen Willen. 2020 gibt es eine letzte Chance für die 1.5 Grad. Dann sind alle Länder angehalten, ihre Klima-Ambitionen gleichzeitig anzugeben. Heute wissen alle Länder, dass die vereinbarten Klimaziele von Paris – unter 2 Grad, möglichst 1.5 Grad – momentan verfehlt werden. 2020 ist die Chance, nachzubessern – mit höheren nationalen Klimazielen, welche auch andere Länder motivieren, mitzuziehen.

 

Auch die Schweiz muss ihre Ambitionen erhöhen, Treibhausgase zu reduzieren. Dazu muss das Parlament seine Verantwortung wahrnehmen und das CO2 Gesetz entsprechend verabschieden: -50% Treibhausgas-Ausstoss bis 2030 sind zu wenig, es braucht mehr. Und es reicht langfristig nur, wenn die Reduktionen im Inland erreicht werden.

 

Letztlich sind auch wir Individuen gefragt: Fleisch essen, zwei Autos besitzen, fliegen und eine grosse Wohnung haben verursachen Klimawandel. Sein Verhalten anzupassen, mutet als Verzicht auf etwas an, was bis anhin als selbstverständlich galt. Doch die Ressourcen des Planeten sind endlich, von «Selbstverständlichkeit» darf nicht die Rede sein.

 

Ein Kommentar von Stefan Salzmann, verantwortlich fürs Dossier „Energie- und Klimagerechtigkeit“ bei Fastenaktion.

Es war die 24. seit dem die UN Klimarahmenkonvention (UNFCCC) gegründet wurde, und die dritte nach der Verabschiedung des Pariser Abkommens von 2015, dem ersten völkerrechtlich verbindlichen Klimaabkommen.

 

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