Bergbaukonzern vor einem Ultimatum

27.01.2017

Fünf Jahre ist das Massaker von Marikana her. Die südafrikanische Polizei erschoss damals 34 Bergleute, weitere 70 wurden schwer verletzt, nachdem die Minenarbeiter in der Platinmine Lonmin in Südafrika für bessere Lebensbedingungen gestreikt hatten. Nun haben sich verschiedene Solidaritätsgruppen erneut dafür eingesetzt, dass der Bergbaukonzern seine sozialen Zusagen endlich umsetzt, und damit auch seine Verantwortung wahrnimmt.

Obwohl nach dem Massaker 2014 gegen mehrere Mitglieder der südafrikanischen Polizei Anklage erhoben wurde und Südafrikas Regierung im letzten Dezember ankündigte, dass eine Entschädigung an die Familien der Opfer gezahlt werde, hat sich nicht viel getan.  Angemessene Entschädigungen und eine Verbesserung der Situation blieben aus. Und der britisch-südafrikanische Bergbaukonzern Lonmin wird bisher kaum für seine Mitverantwortung am Massaker zur Rechenschaft gezogen.

Die grosse Mehrheit der Arbeiter von Marikana lebt auch heute noch in slumartigen Siedlungen mit mangelhafter Versorgung an Trinkwasser, Strom und unzureichenden Sanitäranlagen – und dies, obwohl Lonmin bereits vor dem Massaker zugesagt hatte, den Opfern in den Minen Entschädigungen zu zahlen und den Lebensstandard seiner Bergleute zu verbessern.

 „Die Lüge offenlegen“

Der fünfte Jahrestag des Massakers war Anlass, sich in einem öffentlichen Protest erneut an den britisch-südafrikanischen Bergbaukonzern Lomin zu wenden, von der Glencore zur Zeit des Massakers fast einen Viertel der Aktien hielt. Dieser solle endlich seine Versprechen umsetzen.

Auch der südafrikanische Bischof Johannes Seoka von der Bench Marks Foundation Südafrika, einer befreundeten Organisation der Fastenaktion, setzte sich gestern für die Bergleute ein: Ich nehme teil, um die Lüge offenzulegen, dass Lonmin seinen Verpflichtungen nachgekommen sei, dem Wohnbedarf der Arbeiter gerecht zu werden, ihre Lebensbedingungen zu verbessern oder einen existenzsichernden Lohn einzuführen. (…) Wir werden nicht ruhen, bis den Getöteten, den Verletzten, den Verhafteten sowie den Witwen und Waisen Gerechtigkeit widerfährt.“

Resolution soll Unternehmen bis Mitte August verpflichten

Die Protestierenden haben am Protest institutionelle Aktionäre aufgefordert, ihre Anlagen bei Lonmin abzuziehen, falls ihre Forderungen nicht bis zum Mitte August erfüllt werden. Bischof Seoka sagte dazu:  „Wir fordern die Investoren bei der Lonmin-Aktionärsversammlung auf, eine Resolution anzunehmen, die das Unternehmen verpflichtet, sich mit unseren Forderungen auseinanderzusetzen und sie bis zum 16. August 2017 zu erfüllen.“ Sollte dies nicht geschehen, so Seoka, würden sie zu internationaler Solidarität aufrufen, um Lonmin die Bergbau-Lizenz zu entziehen.

Begleitet von einer Geräuschkulisse, die Gewehrschüsse nachahmte, haben die Protestierenden Fotos der ermordeten Bergleute hochgehalten und ihre Namen verlesen.

 

Konkret fordern die Protestierenden, dass Lonmin

 

  1. Schritte unternimmt, einen existenzsichernden Lohn für Bergleute (12.500 Rand – ca. 850 Euro – im Monat) einzuführen;
  2. Sich umfassend um den Wohnbedarf der Arbeiter kümmert, da 33.000 Beschäftigte des Unternehmens in Hütten ohne Zugang zu Strom, grundlegenden Sanitäranlagen und geregeltem Trinkwasser leben. Lonmin muss dies in Abstimmung mit den Arbeitern tun – einschließlich von Mietwohnungen und verbesserten Lebensbedingungen in den informellen Siedlungen;
  3. die Opfer des Massakers entschädigt, um den Witwen, Waisen und verletzten Überlebenden eine würdige Existenz zu ermöglichen. Die Bench Marks Foundation hebt hervor, dass eine solche Entschädigung sich auf einen Umfang von 20 Jahren Lohn belaufen sollte. Dies entspräche dem, was die Arbeiter verdient hätten, wenn sie nicht getötet oder schwer verletzt worden wären, als sie ihr Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren, ausübten.

 

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